Der goldene Monat
Das Wochenbett ist weder ein Geschenk noch ein Luxus, sondern eher die Natürlichkeit der Dinge!
Eine Zeit der Widersprüche
Alle Frauen starten mit den unterschiedlichsten Geburtserfahrungen in ihre neue Mutterrolle – sie waren im Krankenhaus oder Zuhause, stillen oder geben die Flasche, haben spontan oder per Kaiserschnitt ihr Kind empfangen, sind finanziell gut oder eher limitiert aufgestellt, sind allein oder in einer Partnerschaft – aber alle eint die gemeinsame Erfahrung der transformierenden Zeit nach der Entbindung.
In deiner Schwangerschaft und deiner Geburt wirst du heutzutage bestens begleitet, von allen Seiten umsorgt und überwacht. Sei es bei einer Geburt im Krankenhaus, im Geburtshaus oder zu Hause in deiner vertrauten Umgebung. Sobald dein Baby dann aber auf der Welt ist, vergessen wir in unserer Kultur gern, dass eine Schwangerschaft erst mit der Beendigung des vierten Trimesters abgeschlossen ist – und das beginnt nicht früher als mit dem Tag der Geburt deines Kindes. Die meisten Eltern investieren unzählige Stunden, um ihren Kindern auf materieller und emotionaler Ebene den besten Start ins Leben zu ermöglichen – aber auch Mütter und damit die ganze Familie brauchen diesen guten Start.
Wenn die Geburt der Beginn neuen Lebens ist, so ist sie auch der Beginn eines neuen Abschnitts in deinem Leben.
Die Transformation von der Frau zur Mutter ist nicht mit der Geburt abgeschlossen, sondern beginnt jetzt erst. Es ist ein Verabschieden eines alten Lebens und das Ankommen in einem neuen.
Die Aufmerksamkeit gilt in unserer westlichen Welt aber jetzt meist voll und ganz den Bedürfnissen des neuen kleinen Erdenbürgers und mittendrin bist du – als Frau und Mutter, deren Rollen plötzlich verschwimmen. Jahrhundertealte Traditionen lehren uns, dass die beste Investition am Anfang liegt: Ist eine Mutter ausgeruht, gut genährt, gelassen und angekommen in ihrer neuen Rolle, kann sie die nötige Geduld und das Feingefühl für ihr Baby aufbringen, das es verdient.
Metaphorisch gesehen gleicht das Wochenbett dem Herbst
und damit dem Rückzug in die eigenen vier Wände, der Reflexion nach Innen und Begegnung mit der Dunkelheit. Der Herbst ist eine Zeit der Fülle und doch auch der Beginn der Wintermonate und damit das Ende eines alten Jahres und der Beginn des neuen.
Spuren der Schwangerschaft, Spuren der Geburt – die Wandlung findet nicht nur auf „romantisch“ emotionaler Ebene statt, sondern vor allem körperlich.
Auf und Ab`s wechseln sich im Wochenbett ab. Bedingt durch das Geburtserlebnis, das verarbeitet werden will, aber auch durch die körperliche, hormonelle Umstellung. Schlafmangel und Unsicherheit sorgen oft für emotionale Instabilität. Es ist ein emotionaler Wellengang, der gelebt werden will und muss. Alle Gefühle sind richtig und dürfen, ja müssen sogar, gespürt werden.
Der präventive Ansatz der chinesischen Medizin
sieht den Goldenen Monat – das vierte Trimester oder auch die ersten 40 Tage nach der Geburt – als eine Investition in die Gesundheit der Frau, um sie vor späteren Krankheiten oder Leiden zu bewahren. Für uns Frauen ist es umso wichtiger, unsere zyklische Natur anzuerkennen, zu leben und darin unser Potential zu erkennen. Und unser Potential können wir nur ausschöpfen, wenn wir uns die Ruhepausen einräumen, die die Natur für uns vorgesehen hat.
Das Wochenbett ist der abschließende und letzte Teil der Schwangerschaft und Geburtsgeschichte, das vierte Trimester, die Zeit der Heilung, des Ankommens und der Ruhe.
Es reiht sich in den weiblichen Zyklus von Schwangerschaft und Geburt ein und wir sollten diese Zeit ebenso schätzen, ernst nehmen und planen wie wir es für die Schwangerschaft und Geburt tun. Der weibliche Körper hat sich in dieser Zeit geöffnet, ein neues Leben auf die Erde gebracht und ist nun offen und verletzlich für Einflüsse von außen. Es ist daher essenziell, das Wochenbett als eine Zeit des Rückzugs, der Ruhe, des Kraftschöpfens und Heilens zu zelebrieren. Um die Mutter sein zu können und die Frau zu bleiben, die es verdient!
Die ersten 40 Tage erlebst du mit deinem Kind nur ein einziges Mal!
Es ist wichtig, wie euer Anfang ist!
Ein Artikel von Katja