#03 GEBURTSBERICHT: Joschas Geburt – Eine wunderschöne Hausgeburt
Achtung, das wird lang, da ich mich in dem Fall nicht kurz fassen kann und möchte.
In der Nacht vom 22. auf den 23.12.22 wurde ich wach, weil ich dachte, die Fruchtblase sei gesprungen. Wir wissen nicht genau, ob sie wirklich einen kleinen Haarriss hatte oder ob es der Schleimpfropf war, der sich verflüssigt hat (so etwas passiert auch). Jedenfalls folgten darauf auch Wehen, welche ich zu tracken begann (Tage vorher wehte ich schon leicht vor mich hin, aber nichts Kräftiges, Trackbares). Ich sagte auch schon mal Mandy Bescheid.
Im Laufe der Nacht und des Morgens waren die Wehen unterschiedlich stark, unterschiedlich lang und relativ unregelmäßig, was den Abstand angeht. Mandy kam dennoch morgens um 9Uhr zu uns nach Hause.
Wir schrieben ein kurzes ernüchterndes CTG, der Mumu war bei 3cm und die Fruchtblase fühlte sich sehr intakt an.
Wir verabredeten uns, je nach Intensität der Wehen, wieder für den Nachmittag.
Tatsächlich wurden die Wehen regelmäßig und kräftiger. Ich trank noch schön Geburtstee. Wir räumten zu Hause noch ein bisschen auf und bereiteten ein wenig was vor. Wir bauten den Kindersitz ein und aßen lecker. Die Wehen waren auszuhalten.
Um 17 Uhr kam Mandy wieder und sagte, sie bleibe jetzt hier, wir bekommen heute ein Baby. 😉
Sie packte ihre Koffer aus und legte alles schon zurecht. Die Oxytocin-Spritze (falls es zu einer starken Blutung kommt) legten wir in den Kühlschrank. Wir schrieben ein CTG und die Wehen waren wunderschön zu sehen. Es war ein perfektes GeburtsCTG. 🙂
Ich saß auf dem Petziball und musste während der Wehen schon die Augen schließen und mich auf meine Atmung konzentrieren. In den Pausen lachten und quatschten wir.
Marc begann mit Leni und Lana den Geburtstagskuchen zu backen. Ich bügelte in einer Wehenpause noch Lenis Perlen-Bild.
Die Wehen wurden intensiver. Ich lief rum, war mal vor der Couch auf dem Boden, dann mal oben auf Klo (Treppen steigen) und auch mal unten. Zwischendrin schauten wir nach dem Muttermund.
Ich war (wie es mein Wunsch war… lach) bei 6-7 cm, also noch ein bisschen weiter machen. Leni und Lana waren voll entspannt und nannten mein Tönen „Geburtslied“ und „sangen“ es nach. Lach.
Schlag auf Schlag wurde es intensiver und die Wehen viel heftiger. Ich hatte ordentlich zu tun. Zwischen – den Schmerz verfluchen und ihn annehmen- war es ein schmaler Grat. Mir war heiß und auch kalt. Ich hatte Durst. Mir war auch kurz übel.
Hier kam dann auch Silke sozusagen als zweite Hebamme dazu, was mich für ein paar Minuten aus dem Takt brachte, u.a. weil unser Hund dadurch sehr wuselig wurde. Als der dann aber in einem anderen Raum war und ich mich an den weiteren Menschen gewöhnt hatte, war alles wieder gut.
Marc kochte schon den Kaffee für den Dammschutz.
Joscha war zwar tief genug im Becken, aber ich hatte viel Fruchtwasser, was ihn sich noch zu gut bewegen ließ. Weshalb er die letzten cm nicht rutschte und ich somit keine für mich spürbaren Presswehen bekam.
Nach kurzer Absprache mit Mandy beschlossen wir die Fruchtblase zu öffnen, aber wir warteten noch ca. eine Stunde. Sämtliche Risiken waren in dem Fall ausgeschlossen. Der Mumu war auch weit genug geöffnet. Also Häkchen ran und Blase auf. Es kam ganz schön was raus. Und der Kleine rutschte spürbar mit. 😉
Allerdings veränderten sich die Wehen jetzt natürlich nochmal in der Intensität und auch im Schmerz. Der Druck war anders und ich hatte öfter das Gefühl, es zerreißt mir das Becken. Es war hart, sich auf die Atmung zu konzentrieren, es war hart sie (die Wehen) anzunehmen, aber es klappte dennoch.
Als ich in der berühmten Übergangsphase war (von 8-9 auf offen) war ich echt im Eimer. Vorher hockte ich ja noch vor der Couch und stand auch ab und an und war auch nochmal auf dem Klo (Lana war quasi auf dem Klo geboren, daher wurde es auch diesmal in Erwägung gezogen), aber Joscha wollte nicht so richtig weiter und ich war eh der Meinung, nicht mehr zu können.
Alles an Gefühlen war da. Angst es nicht zu schaffen, Angst ihn zu verlieren, Angst ins KH verlegt werden zu müssen, weil ich erschöpft bin. (Ich sah aber die ganze Zeit über rosig und fit aus, sagten mir alle, also einfach nur das typische Übergangsphasen-Gerede und Gefühl meinerseits). Bei zwei Wehen weinte ich, weil ich einfach nicht mehr wollte und das Gefühl zu weinen mich so überkam.
Ich lag mittlerweile auf der Couch, linke Seitenlage. Das war in dem Fall die beste Position, da der Kleine somit perfekt in den richtigen Winkel rutschen konnte und mein Damm so besser geschützt war als z.B. in der Hocke oder dem Vierfüßler.
Nun ging es recht fix. Ich spürte in einer leichten Presswehe, wie er mit schob und sein Kopf in Richtung Ausgang wollte. Das gab mir so einen Energieschub und die absolute Urkraft war da. Mandy, Silke und Marc hielten meine Hände und Beine/Füße.
Ich schob in der nächsten Presswehe was das Zeug hält. Die Wehe war schon fast vorbei, da atmete ich nochmal tief und schob dann nochmal kräftig (auch wenn Mandy meinte, ich soll lieber ruhig machen und noch eine Wehe warten-meinem Damm zu liebe) bis sein Kopf dann endlich draußen war. (Der Ring of Fire war ordentlich spürbar. Lach). Hier kamen dann, aufgrund der freudigen Ausrufe aller, auch die großen Schwestern mit dazu. Sie waren hin und weg.
Mit der 2.Presswehe kam dann der Körper. Mit unglaublich viel Fruchtwasser. 😀
Unser Sohn wurde also am 23.12.22 um 21:23 Uhr (12 Tage vor Termin) im Lichterglanz des Weihnachtsbaumes auf der Couch geboren.✨
Ich fragte direkt, ob er lebt und alles gut ist. (Er lag noch zwischen meinen Beinen, weshalb ich ihn nicht gleich sah.)
Er war quicklebendig und rosig und trug seine Nabelschnur einmal als Kette um den Hals. (Was man beim regelmäßigen Herztönechecken nicht geahnt hätte.)
Nach ca. 3 Minuten kam schon die Plazenta. Durch die schnelle Lösung gab es eine kurze Blutfontäne, was kurz nen Schreck gab und Mandy Marc bat, die Oxy-Spritze zu holen. Allerdings stoppte die Blutung von selbst, als die Plazenta komplett draußen war. Puh.
Mein Damm war komplett intakt. Ich hatte lediglich minimale Schürfungen an den Labien. (Die nach einem Tag Geschichte waren.)
Es befanden sich noch Eihautreste in der Vagina, welche von Mandy entfernt wurden. Damit diese gut rauskamen, musste ich husten. Das funktionierte tatsächlich gut. Danach bekam ich mein Netzhöschen mit 2 Wochenenbettbinden und einem Arnica-Tinktur-Feuchttuch (bzgl. Wundschmerz und Schwellungen).
Wir zogen auf der Couch um, in eine andere Ecke, neben dem Weihnachtsbaum. (wegen der Fruchtwasser/Blut-Lache. Lach.)
Nach langem Auspulsieren brannten alle Beteiligten die Nabelschnur, wie auch bei Lanas Geburt, mit Kerzen durch. ❤️
Danach folgte die U1- Apgar 10/10/10.
Ich ging unter meine Dusche und dann in unser kuscheliges Bett, wo wir noch mit Mandy und Silke anstießen und Geburtstagskuchen aßen. 🙂
Ich bin dankbar für diese dritte außerklinische Geburtserfahrung. Dankbar, eine so wunderbar wissende Hebamme und eine so kompetente Doula dabei gehabt zu haben. Dankbar für die Selbstbestimmtheit und meine Urkraft und für meinen Mann und meine Kinder, die so toll dabei waren.
Diese dritte Geburt war mit 7 Stunden kürzer als die Erste, aber 2 Stunden länger als die Zweite.
Von der Intensität erinnerte sie mich sehr an Lenis, also meine 1.Geburt (ebenfalls eine Seitenlage und ebenfalls 36cm KU). Mit dem Unterschied, dass ich diesmal komplett bei der Sache war und wusste, wo ich mich im Geburtsverlauf befinde. Als ich nicht mehr wollte, wusste ich, dass das normal ist und es nicht mehr lange dauern kann. Das machte es einfacher.
Ich war danach dennoch erschöpft und froh es geschafft zu haben.
Der Kleine ist heute 3 Wochen alt und ein mega entspanntes Baby.
Ich hielt brav Wochenbett bzw. tue es immer noch und bin ganz verliebt in diesen kleinen perfekten Menschen.❤️
Ein Bericht von Kathi K., 13.01.23